Gefährdung durch Gefahrstoffe ermitteln
Der erste Schritt der Beurteilung für die Verantwortlichen ist es, die Gefährdungen und Belastungen der Beschäftigten am Arbeitsplatz zu ermitteln und bewerten. Danach legen sie die erforderlichen Schutzmaßnahmen fest.
Grundlage für die Gefährdungsbeurteilung sind die Eigenschaften von gefährlichen Stoffen. Die Technische Regel für Gefahrstoffe "Gefährdungsbeurteilung" (TRGS 400) empfiehlt unter anderem zwei Instrumente als Informationsquelle dafür: Den GESTIS-Stoffenmanager® und das „Einfache Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe“ (EMKG). Beide Tools können auch bei der Suche nach weniger gefährlichen Alternativen helfen und als Gefahrstoffverzeichnis dienen.
Das „Einfache Maßnahmenkonzept Gefahrstoffe“ (EMKG)
Für das EMKG brauchen die Anwender in der Regel keine detaillierten Vorkenntnisse im Gefahrstoffrecht. Es reichen leicht zugängliche Informationen aus Sicherheitsdatenblättern und Betriebsbegehungen. Wichtig dabei: Die Informationen müssen auf dem neuesten Stand sein. Mit diesen Werten lässt sich das Gesundheitsrisiko ermitteln.
Aus dem Risiko lassen sich dann die passenden Maßnahmen ableiten. Dabei funktioniert das dreistufige Maßnahmenkonzept nach einem Baukastenprinzip, beginnend mit den Mindestanforderungen. Zu jeder Maßnahmenstufe stehen Checklisten (sogenannte Schutzleitfäden) zur Verfügung, mit denen die Anwender ihre Maßnahmen umsetzen und dokumentieren.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) stellt das EMKG als Software zur Verfügung. Handliche Drehscheiben ergänzen das Programm. Mit ihnen lassen sich vor Ort die Gefährdungspotentiale schnell ermitteln. Dafür drehen die Anwender die Scheiben in die Position, die den vorliegenden Gefahrstoff-Informationen über Freisetzung, Gefährlichkeitsgruppe und Menge entspricht. Nach dem gleichen Prinzip funktioniert die EMKG App für Smartphones und Tablets. Sie verweist direkt auf die Schutzleitfäden und unterstützt so beim Prüfen der Maßnahmen direkt vor Ort.
Im Interview mit der BAuA schildert eine Fachkraft für Arbeitssicherheit die Erfahrungen mit dem Konzept.
Zu den EMKG-Leitfäden, Drehscheiben, Postern und weiteren Hilfsmitteln.
Der GESTIS-Stoffenmanager®
Eine weitere Praxishilfe ist der Stoffenmanager® des Gefahrstoffinformationssystems der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (GESTIS).
Bei der übersichtlichen Gefährdungspriorisierung werden aus wenigen Angaben zum Produkt und dessen Anwendung Aussagen zur gefahrstoffbedingten Gefährdung erzeugt. Hilfreich ist sie vor allem dann, wenn viele Arbeitsplätze überprüft und priorisiert werden müssen.
Eine Besonderheit gegenüber dem EMKG ist die ohne Messtechnik funktionierende quantitative Expositionsabschätzung. Sie ermittelt die Gesundheitsgefährdung, die beim Einatmen von Stäuben und Dämpfen entsteht. Die Methode verknüpft Angaben zu den verwendeten Produkten und deren Inhaltsstoffen, zur Tätigkeit mit dem Gefahrstoff und zur betrieblichen Situation. Damit wird eine gefahrstoffspezifische Konzentration abgeschätzt, die sich mit geltenden Arbeitsplatzgrenzwerten vergleichen lässt. Vor allem kleine und mittlere Betrieben können sich an einer solchen Expositionsabschätzung orientieren, bevor sie selbst aufwändige Messungen durchführen.
Der GESTIS-Stoffenmanager® ist eine Onlineanwendung. Für das Erstellen eines Accounts reicht eine gültige E-Mail-Adresse.
Informationen zum Stoffenmanager® als Flyer
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