Gefahr auf zwei Rädern

E-Scooter fahren macht Spaß – ist aber leider nicht ganz ungefährlich. Der TÜV-Verband hat angesichts hoher Unfallzahlen mit E-Scootern und Fahrrädern jetzt einen beschleunigten Ausbau der Zweiradinfrastruktur gefordert.

Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes sind im Jahr 2023 rund 8.300 E-Scooter-Fahrende schwer verletzt worden – ein Plus von 12,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 20 Personen sind 2023 bei Verkehrsunfällen mit E-Scootern getötet worden – doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Fahrradfahrenden (mit und ohne "Hilfsmotor") ist mit 444 dagegen leicht rückläufig (minus 6,3 Prozent). Im Jahr 2022 hatte es mit 474 Getöteten einen Höchstwert gegeben (plus 27 Prozent im Vergleich zu 2021).

„Bund, Länder und Kommunen müssen die schwächeren Verkehrsteilnehmer viel stärker in den Blick nehmen und vor allem die Zweiradinfrastruktur schneller ausbauen“, fordert Richard Goebelt, Fachbereichsleiter Fahrzeug und Mobilität beim TÜV-Verband. Neben ‚normalen‘ Fahrrädern seien vor allem in Ballungsräumen immer mehr Pedelecs, Lastenräder und E-Scooter unterwegs, die für mehr Sicherheit mehr Straßenfläche bräuchten. Durchgängige Radverkehrsnetze und Radschnellwege könnten mehr direkte Verbindungen schaffen und somit einen sicheren Radverkehr fördern. Auch ausreichend gute und sichere Abstellanlagen seien vielerorts Mangelware.

„Von klar strukturierten Straßen-, Wege- und Kreuzungssystemen für Radfahrer und Fußgänger profitieren alle Verkehrsteilnehmer. Auch die Sicherheit der Autofahrer steigt“, sagt Goebelt. Städte wie Paris, Kopenhagen, Utrecht, aber auch London oder Barcelona hätten in den vergangenen Jahren vorgemacht, wie die Bedingungen für Zweiradfahrer verbessert werden können. Goebelt: „Trotz der Bemühungen in vielen Kommunen fällt Deutschland beim Ausbau der Zweiradinfrastruktur international zurück.“

Der TÜV-Verband fordert aber auch eine bessere Überwachung der Verkehrsregeln. „Viele Radfahrende überfahren rote Ampeln oder sind auf Gehwegen mit hoher Geschwindigkeit unterwegs“, so Goebelt. „Damit gefährden sie sich und andere Verkehrsteilnehmer.“

E-Scooter-Fahrende seien häufig unerlaubt auf Bürgersteigen, zu zweit oder alkoholisiert unterwegs. „Die Polizei muss angesichts des steigenden Verkehrsaufkommens stärker auf den Straßen präsent sein“, erwartet Goebelt. Neben den zahlreichen Regelverstößen müssten aggressives Fahrverhalten, Raserei sowie Alkohol- und Drogenverstöße im Sinne der Verkehrssicherheit konsequent geahndet werden.

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