Smartphone, Navi und Co.: Maßnahmen gegen Ablenkung
Die Zahlen sind erschreckend hoch: Nach Angaben des Innenministeriums wurden im vergangenen Jahr allein in Baden-Württemberg fast 90.000 Fahrerinnen und Fahrer mit dem Handy am Steuer ertappt. Ablenkung am Steuer war der Grund für 4.000 Unfälle. Das sind fast 700 mehr als im Jahr davor. In rund 2.000 Fällen kamen dabei Menschen zu Schaden, 47 starben. Betrachte man die tödlichen Unfälle insgesamt, so machten die durch abgelenkte Fahrerinnen und Fahrer verursachten Unfälle im vergangenen Jahr mehr als 13 Prozent aus, so Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann. Die Ablenkung beim Autofahren durch Smartphones oder andere elektronische Geräte am Steuer ist ein erhebliches Unfallrisiko. „Inhaltlich treibt uns das Thema so sehr um, dass wir es zum Kernthema unserer Verkehrssicherheitskampagne machen wollen“, kündigt Hermann an. „Das Handy am Steuer ist heute gefährlicher denn je, weil es längst nicht mehr nur ums Telefonieren geht. Nachrichten, soziale Medien, Navigation und sogar Videostreaming – all das läuft inzwischen über ein einziges Gerät.“
Mehr Kontrollen gefordert
Mehr Kontrollen bei Regelverstößen seien vonnöten, sagt Kirstin Zeidler, Leiterin der Unfallforschung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). „Wenn es ein gesetzliches Handyverbot am Steuer gibt, dann muss der Gesetzgeber das auch kontrollieren.“ Sie spricht sich zudem für eine saftigere Bestrafung aus: Bisher bekommen Handysünder 100 Euro Bußgeld und einen Punkt in Flensburg aufgebrummt, die Unfallforscherin ist für zwei Punkte. „Das ist unabhängig vom Geldbeutel und hat außerdem einen stärkeren erzieherischen Effekt. Der Führerschein wäre dann schneller weg“, so Zeidler.
Nutzung schwer nachzuweisen
Allerdings: Der Polizei fällt es schwer, die Ablenkung am Steuer durch Handy, Touchscreen-Bedienung, Bordcomputer und Co. nachzuweisen, denn ohne eindeutige Zeugenaussagen ist das sehr schwierig. Bei schweren Unfällen sollte es der Polizei erlaubt werden, das Handy standardmäßig zu kontrollieren, schlägt Unfallforscherin Zeidler vor. Eine gute Möglichkeit könnten auch Ablenkungswarner sein, die ein Signal geben, wenn der Fahrer seine Augen zu lange vom Steuer abwendet.
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